Die heutige Bevölkerung auf dem Land hat Ansprüche an ihre Dörfer, die über Metzger, Bäcker und Tante-Emma-Laden hinausgehen. Kinderversorgung, Freizeitangebote wie Yoga und Kletterhalle, eine Bar und Co-Working Spaces gehören deshalb zum Gelände der Landlmühle. Der Markt holt die Lebensmittelversorgung und Gäste in den Ort. Die landwirtschaftlichen Flächen mit zwei Hektar solidarischer Landwirtschaft, die Obst und Gemüse in Permakultur anbaut, sowie fünf Hektar Weide tragen zur Grundversorgung bei. Sogar der Strom wird auf dem Gelände erzeugt. Dafür wurde die alte Turbine der Mühle modernisiert – und versorgt heute insgesamt 300 Haushalte. Es ist ein Konzept, das mit seiner zirkulären Wirtschaftsweise die Zukunft mitdenkt. Als enkeltauglich beschreiben das die Finsterwalders. Sie sind von Architekten zu Generalunternehmern geworden, die Verhandlungen führen, Bauanträge stellen, als Vermieter fungieren und Vorträge halten. Die Landlmühle ist ein Lebensprojekt. „Es gibt Menschen, die denken vielleicht, dass dumm ist, was wir hier machen. Wir hätten schließlich das Gelände mit Wohnbebauung zupflastern und auf die Bahamas gehen können“, lacht Rudolf Finsterwalder. „Aber das wäre für uns ein unerfülltes Leben.“
Kann es Orte wie die Landlmühle also nur geben, wenn es Menschen wie Maria und Rudolf Finsterwalder gibt? Mittlerweile werden die Finsterwalders immer wieder von Gemeinden angesprochen, die beeindruckt sind von der alternativen Struktur des Geländes und seiner sozialen Dynamik. Auch sie hätten gern etwas mehr Landlmühlen-Atmosphäre.
Rudolf Finsterwalder sieht ein Problem darin, dass die Planungen von Gemeinden vorab am Schreibtisch entstehen und meistens das Produkt eines gemeinsamen Nenners sind. Die Landlmühle profitiert davon, dass die Finsterwalders mit viel Engagement und ohne Kompromisse ihre Vision verfolgt haben, auch gegen Widerstände. „Die Gemeinden müssten an den Punkt kommen, wo sie nicht mehr mit 20 Leuten im Gemeinderat etwas entscheiden, dass dann womöglich nach der nächsten Wahl von 20 anderen Menschen wieder umgeworfen wird. Sie müssten einem Planenden vertrauen und auch Verantwortung übergeben. Dann könnte er eine Vision langfristig entwickeln und umsetzten.“
Bei den Finsterwalders in der Landlmühle bedeutet langfristig mindestens lebenslang. Als Nächstes planen sie eine Bio-Bäckerei, ein vegetarisches Restaurant und die Modernisierung der alten Tenne, die zu einer Veranstaltungshalle werden könnte. Dann könnte es in der Landlmühle auch größere Kinoabende oder kleine Konzerte geben. Denn auch und gerade auf dem Dorf wollen die Bewohner abends etwas miteinander erleben. Rudolf Finsterwalder, der einst auch wegen der Clubkultur nach Berlin gezogen ist, weiß, dass ein Kulturangebot auch sozialer Klebstoff für die Gemeinschaft ist.