So ursprünglich wie die Zutatenliste ist in der Stubn auch die Zubereitung der Produkte. Die Feuerstelle spielt in der Küche eine Hauptrolle, in der Stubn wird gegrillt und geräuchert. Dabei versteckt Müller sich nicht hinter Wänden – der kulinarische Werkraum ist Teil des Gastraums und der Holzofen einseitig verglast, so dass die Gäste die Handgriffe der Koch-Crew verfolgen können.
Von Nachbars Kuh und aus dem eigenen Garten
Das Neue und Überraschende des Menüs entsteht aus der sensiblen Kombination der ausgezeichneten Zutaten. Diese Haltung gegenüber den Dingen spiegelt sich im Interieur. Es stammt aus der Feder von Nora Witzigmann. Sie ist eine der renommiertesten deutschen Innenarchitektinnen, die es immer wieder schafft, aus Hotels und Restaurants charakterstarke Ort zu machen. Die Stubn hat sie so inszeniert, wie sich der aus der urbanen Hektik kommende Gast eine „Stubn“ vorstellt. Hüttenromantik. Heimeligkeit. Lagerfeuermomente. Holzbänke. Aber: Kein Alpenkitsch. Stattdessen: Ehrliche Materialien. Traditionell ist das Leben in den Bergen asketisch. Die Besinnung auf das Wesentliche findet sich auch in den Räumen der Stubn, im Gastraum wie in den Gästezimmern. Sie sind von unbehandeltem Holz dominiert; mal sind es alte Balken, dann wieder die neuen Einbauten, wie die langen, auch übers Eck laufenden Bänke oder das Mobiliar, wie die schweren Tische mit dicken Beinen. Hier und da bricht ein Quadrat der alten Steinmauer durch die weiß verputzten Wände. Die Lichtinszenierung macht das, was Licht im besten Fall tun sollte: Es fällt nicht auf, aber schafft Atmosphäre.
In den Stubn geht es eben nicht nur ums Essen, es geht auch um gemeinsame Momente. Die sich zwischen denen ergeben, die sowieso schon miteinander hergekommen sind, aber vielleicht, mit fortschreitendem Abend, mit den zuvor Fremden. Nach dem Abendessen geht es in die gemütlichen Gästezimmer, die Luxus nicht unter goldenen Wasserhähnen verstehen, sondern im Urgemütlichen verankern. Sie zitieren die Bergfolklore mit einfachen Waschschüsseln und Melkschemeln, gewebten Textilien und historischen Zeichnungen.