Weil Energie uns alle braucht

Erneuerbare Energie ist das Gebot der Stunde. Wir alle wissen, wie wichtig es ist, dass die Energie­wende gelingt. Spricht man mit David Schmidtner, dem Vor­stands­­vorsitzenden der Bürger­­energie Chiemgau eG, ist die Sache tatsächlich a) gar nicht mal so kompliziert und b) durchaus zu schaffen. Das Zauberwort heißt „Energie­genossenschaft“.

 



Die Energiewende braucht Geschwindigkeit und Dynamik
 


 

Die Idee zur Gründung einer Energiegenossenschaft ­hatte David Schmidtner irgendwann während seiner sechsjährigen Tätigkeit als Energie- und Klimaschutzmanager für zwei Gemeinden. Geboren wurde sie aus der Erkenntnis, dass Prozesse in der öffentlichen Hand meist sehr lange dauern, während die Energiewende, wenn sie gelingen soll, Geschwindigkeit und Dynamik verlangt.
 
„In den Kommunen überwintern sehr viele Projekte oft Jahre in der Warteschleife – auch mit Blick auf den Haushalt.Gleichzeitig gab und gibt es eben auch sehr, sehr viele freie und ungenutzte Potenziale für Energieanlagen. Regel­mäßig kamen Bürger auf mich zu, mit Anfragen zu erneuerbarer, sauberer und vor allem regionaler Energie, denen das alles nicht schnell genug ging.“
 
Mit der Bürgerenergie Chiemgau eG ist es laut David Schmidtner gelungen, für diese Probleme überzeugende Antworten zu finden. So, dass am Ende alle was davon haben: die Gemeinden, die Bürger und nicht zuletzt die ganze Region.  

„Alles, was es zur Energiewende braucht, sind Bürger, die sich regional zum Beispiel zu einer Energiegenossenschaft zusammenschließen. In der Genossenschaft kann man sich über eine Anteilszeichnung beteiligen und erhält dann für seine Anteile jährlich einen Anteil am Gewinn nach Steuern.Dann braucht es Gemeinden, die den Willen haben, neue Energiewege zu gehen. Und natürlich braucht es Dächer, die nur darauf warten, dass sie mit Solaranlagen bestückt werden“, sagt David Schmidtner. „Nicht irgendwelche Dächer. Sie sollten schon eine gewisse Größe haben. Beispielsweise Dächer auf Turnhallen, Schwimmbädern, öffentlichen Gebäuden. Schließlich müssen wir treuhänderisch mit den Anteilen unserer Mitglieder umgehen und schauen, dass wir nur Projekte machen, die wirtschaftlich funktionieren.“



Sehr viele Projekte überwintern meist Jahre in der Warteschleife
 


 

ENERGIE, DIE SICH FÜR ALLE LOHNT
 
 „Die Anlagen, von denen wir hier sprechen, gehen schnell einmal in sechsstellige Bereiche und das haben viele Kommunen nicht einfach übrig. Da freuen sich viele Kommunen über Hilfe bei der Finanzierung ­– die neuen Anlagen ­werden anteilig von den Mitgliedern der Genossenschaft finanziert, die ihrerseits von einer jährlichen Dividende profitieren.

Aber nicht nur die Bürger, auch die Kommunen können bei uns Mitglied werden. Es gibt drei verschiedene Modelle. Nummer eins: Wir investieren, bauen die Anlage und vermieten sie dann an die Kommune. Die Kommune hat keine hohen Anfangsinvestitionen, sondern zahlt eine Miete, die kleiner ist als der finanzielle Vorteil, den sie durch den Betrieb der Anlage hat. Dann gibt es Modell Nummer zwei, bei dem wir selbst das Dach mieten, die Anlage betreiben und der Kommune einfach nur den Solarstrom liefern. Das ist für die Kommune noch unkomplizierter. Und bei Modell Nummer drei mieten wir das Dach, errichten und betreiben die Anlage und speisen den Strom ins Netz ein.“
 
ERFOLG WILL MEHR
 
Als Überzeugungstäter in Sachen Energie ist es David Schmidtner mit der Bürgerenergie Chiemgau eG gelungen, entgegen aller durchaus vorhandener anfänglicher Skepsis sowohl viele Bürger als auch viele Kommunen von der Idee „Energie in Bürgerhand“ zu überzeugen. 

Die Zahlen sprechen für sich: Die Genossenschaft hat seit ­ihrer Gründung 2017 etwa 400 Mitglieder gewonnen und so viele Anfragen, dass es eine Warteliste für neue Mitglieder gibt.

24 Photovoltaik-Anlagen erzeugen mittlerweile durchschnittlich über 465 kWp elektrische Leistung, 47 kW thermische Leistungen und sparen über 404 Tonnen CO2 pro Jahr.
 
„Und die Kommunen und Gemeinderäte“, sagt David Schmidtner, „haben erkannt, wie sehr ihnen die Bürgerbeteiligung hilft, nachhaltige und regionale Energie zu erzeugen und zu finanzieren.“
 
Für David Schmidtner ist der Weg jedenfalls noch längst nicht zu Ende. Als Projektleiter einer anderen großen Genossenschaft in der Region – der EGIS eG (EnergieGenossenschaft Inn-Salzach) – will er auch in Zukunft tatkräftig daran mitwirken, dass die Energiewende mit der Beteiligung der Bürger auch über den Chiemgau hinaus ein voller Erfolg wird.